Das richtige Outdoor-Messer

Welches Messer ist das Beste?

Wer diese Frage beantworten könnte, wäre ein unglaublich reicher Mensch. Ebenso kann ich schlecht jemandem die Frage beantworten: „Welches Messer soll ich mir zulegen?“
Das Messer ist eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit und da es nun einmal so unglaublich lange in unserer Kultur beheimatet ist, haben sich eine ganze Reihe Spezialisten heraus evolutioniert. Und da sind wir auch schon beim Thema. Für nahezu jeden Anwendungsbereich gibt es ein Messer oder eher gesagt eine Messerform, die sich dort am besten eignet. Die Fragen, die man sich also zuerst stellen sollte sind: Was will ich mit meinem Messer machen? Welche Ansprüche habe ich an mein Messer?

Fragt man 3 erfahrene Messer-Nutzer nach einer Empfehlung bekommt man in der Regel 5 Meinungen. Versteht das, was nun folgt also nicht als die einzig wahre Liste. Es gibt links und rechts des Weges noch eine Fülle mehr an guten Messern, aber auch eine Menge Schrott. Das was ich euch aufzähle sind Werkzeuge für den Bereich Outdoor, Survival und Bushcraft, die für den Einsatz und nicht als Vitrinen-Stücke gedacht und gemacht sind und die ich guten Gewissens im Bezug auf Preis-Leistung empfehlen kann. 

Die folgende Aufzählung enthält Amazon Afiliate-Links.

Ein paar Empfehlungen und Anwendungsbereiche

Einsteiger Outdoor-Messer

Mora Companion
Mora Companion Stainless

Die erste Empfehlung, die ich ohne zu zögern jedem ausspreche, der neu in der Materie ist oder sich das erste Mal zu einem meiner Kurse anmeldet und fragt welches Messer er sich denn am besten zulegen sollte. Das Mora Companion (Amazon-Link). Ein unverwüstlicher Allrounder zu einem unverschämt günstigen Preis. Mit diesem Messer der Firma Morakniv aus Schweden kann man nichts falsch machen. Es ist ab Werk sau scharf und bleibt auch recht lange so wenn man es nicht all zu sehr missbraucht. Es verfügt über eine Klinge aus rostfreiem Sandvik-Stahl 12C27 mit einer vernünftigen Arbeitslänge von legalen 10,2 cm. Der Griff liegt griffig gummiert auch gut in kleineren Händen und verhindert aufgrund seiner Form das versehentliche Abrutschen auf die Schneide. Dank der auffälligen Färbung von Griff und Scheide ist es leicht wieder auffindbar. Es eignet sich hervorragend zum schnitzen, ausnehmen von Fischen und für alle feinen Arbeiten. Es verträgt aber auch bedingt etwas gröbere Arbeiten wie batonieren. Und sollte es dann mal doch zu sehr beansprucht worden oder verloren gegangen sein, ist der Anschaffungspreis rund 15,- € (je nach Ausführung) vergleichsweise leicht zu verschmerzen.

Für ambitionierte Outdoorer

Böker Plus Outdoorsman
Böker Plus Outdoorsman XL 

Wer Blut geleckt hat am Draussen sein oder ein Messer sucht, dass sich auch für gröbere Arbeiten eignet, ist mit dem Böker Plus Outdoorsman XL gut beraten. Für einen relativ geringen Preis bekommt man einen soliden „Alleskönner“. Zugegeben eignet sich die mächtige Klinge weniger für feine Schnitzarbeiten, aber sie ist bissig und scharf. Daher lassen sich auch problemlos Feathersticks herstellen wenn man sich einmal daran gewöhnt hat. Dank rostträgem Sandvik-Stahl 12C27 ist die Klinge sehr pflegeleicht, lässt sich gut nachschärfen und ist doch auch recht schnitthaltig; bleibt also lange scharf. Dank einer Klingendicke von 4,5 mm, der Klingenlänge von 11,3 cm und der Bauweise als Full-Tang (das Metall der Klinge ist durchgängig durch den Griff) eignet sich das Messer auch zum hacken, batonieren und spalten. Die schlanke Form des gummierten Griffs sorgen für sicheren Halt beim Arbeiten. Durch die Bohrungen am Griffende lassen sich zusätzlich Fangriemen anbringen. Die Nylon-Scheide des Böker Plus fällt wie das Messer selbst auch etwas wuchtiger aus, verpackt es aber sicher und bietet mehrere Befestigungsmöglichkeiten.

Das Outdoormesser zum Vererben

Fällkniven F1
Fällkniven F1

Preislich ist das Fällkniven F1 eine etwas andere Liga als die beiden vorangegangenen, aber das ist es durchaus wert. Mit um die 180,-€ Neupreis tut es schon weh, wenn man es draußen verliert oder wenn es durch Überbeanspruchung den Geist aufgibt. Das zu schaffen ist aber schon eine Kunst oder man hat es drauf angelegt. Schnittleistung und Schnitthaltigkeit der Full-Tang Klinge aus VG10 Stahl sind hervorragend und eignen sich mit seinen 9,4 cm sowohl für feines arbeiten als auch für die gröbere Gangart. Die Bohrung im Griff eignet sich mit etwas Übung auch als Griffstück zum Feuerbohren und der Klingenrücken kommt mit jedem Feuerstahl zurecht. Es ist schwer zu beschreiben warum sich der Mehrpreis lohnt, aber wenn man es einmal benutzt hat, dann weiß man es.

Robuste Arbeitstiere zum Hacken und Hauen

Silki  Nata
Silki Nata 240

Skrama
Skrama Carbon 240

Das Skrama und das Silki Nata sind zwei echte Brecher fürs Grobe. Sogenannte Haumesser, die durch ihre massige Klinge beim Hacken ordentlich Energie aufbringen können um Holz zu zerteilen. Durch die dicke, feste, überlange Klinge bestens zum batonieren geeignet. Da sie doch noch einiges kürzer und somit auch handlicher als die meisten Macheten sind, eignen sie sich noch bedingt für nicht all zu feine Schnitzarbeiten.  

Noch Messer oder schon Schwert?

MachTac 4
Walther MachTac 4

Die Machete. Hierzulande eigentlich nur in Verwendung wenn der Knöterich im Garten überhand nimmt oder man dem Riesenbärenklau zu Leibe rückt. In anderen Regionen der Welt DAS unverzichtbare Multifunktionswerkzeug schlechthin. Gegenüber dem Haumesser wie dem Skrama hat die Machete beim Hacken noch mehr Zug und übertrifft hier sogar so manches Beil. Allerdings sind die Klingen sehr flexibel um den Schock durch die hohe Energie beim Auftreffen besser absorbieren zu können und daher auch nicht fürs batonieren geeignet. Bei Macheten bekommt man allerdings viel Schrott angeboten. Woher der Trend kommt einem sehr funktionsorientierten Werkzeug die skurrilsten Formen zu geben, die ausser martialisch aussehen keinen Sinn ergeben, weiß ich nicht. Vermutlich der exotische Ursprung seiner Verwendung … oder Mad Max. Die MachTac 4 von Walther ist hier auf jeden Fall eine der rühmlichen Ausnahmen, die das Prinzip „form follows function“ beherzigt und auch qualitativ solide verarbeitet ist. Eigentlich schon ein Spezialist, den ich jedoch aufgrund der internationalen Beliebtheit nicht unerwähnt lassen möchte.

Und was ist mit Taschenmessern?

Nun, Taschenmesser ist so ein Thema für sich und für den Gebrauch im Outdoorbereich, um den es mir hier gerade geht, empfehle ich Taschenmesser aus verschiedenen Gründen im allgemeinen nicht.

Und welches Messer benutzt du?

Ich mache meine Messer selbst. Auch auf die Gefahr hin, dass das jetzt etwas überheblich klingen könnte, aber das Messer machen ist nun mal ein Hobby von mir. Da ich meine Messer nicht nur für die Vitrine produziere sondern auch gerne teste was meine Arbeit so taugt, habe ich meist meine eigenen Messer im Einsatz. Und davon aus besagten Gründen meist mehr als eins.

Und dann ist da ja auch noch die Sache mit dem Gesetz

In den meisten Ländern hat sich eine Reglementierung von Schneidwerkzeugen etabliert über deren Sinn und Umfang sich streiten lässt. D.h. neben der anfänglichen Frage welchen Ansprüchen mein Messer gerecht werden soll, ist auch die Frage „Darf ich das?“ nicht ausser acht zu lassen. Was man darf und was man lassen sollte ist hier in Deutschland im Waffengesetz geregelt. Für uns interessant ist maßgeblich §42a Waffengesetz. Hier ist geregelt was man in der Öffentlichkeit mit sich führen darf und was verboten ist. Darüber was unter das Führungsvervot fällt hat das BKA eine etwas anschaulichere Übersicht bereitgestellt.

Dröseln wir das Ganze mal etwas auf

„Laut Gesetz sind nur 12cm feststehende Klinge erlaubt. Darf eine Machete dann auch nur 12 cm haben? Das macht doch gar keinen Sinn!“ … Das tut es nicht und darum muss sie es auch nicht, denn eine Machete ist für das Gesetz per Definition auch kein Messer, sondern ein Arbeitsgerät. Eines, für das ich mir ein Äquivalent für ein Durchkommen im Paragraphendschungel wünschen würde. Und weiter gehts, denn an sich ist es halb so wild, da es sich beim §42a um das Führen solcher Gegenstände handelt. Sollte ich mit der Machete in der Hand wild fuchtelnd durch die Fußgängerzone laufen, darf ich mich nicht wundern, wenn ich erst panisch Blicke ernte und dann den Ordnungshütern auf dem Revier unbequeme Fragen beantworten muss. Führen heißt hier „Einsatzbereit mit sich herumtragen“. Wenn ich mein Messer mit mehr als der erlaubten Klingenlänge sicher verpackt im Rucksack auf dem Weg von A nach B mit mir trage, ist das völlig legal. Zumal mich kein Polizist danach fragen wird, so lange ich mich nicht fragwürdig in der Öffentlichkeit verhalte. Die Verwendung dieses Messers im heimischen Garten oder jedwedem Privatgrundstück ist auch problemlos, da der Paragraph lediglich den öffentlichen Raum betrifft. Anders sieht die Sache z.B. beim sog. Butterfly-Messer aus. Das darf ich nicht mal in der versiegelten Blechdose im abgeschlossenen Koffer mir mit rumtragen, denn hierbei handelt es sich um einen „verbotenen Gegenstand“. Was da alles dazu zählt wird in Anlage 2 (zu § 2 Abs. 2 bis 4) WaffG – Waffenliste geregelt.

Abschließend kann man zum rechtlichen Thema sagen: Wenn ich mich normal verhalte, mein Messer sicher verstaut mit mir trage und einen guten Grund habe das zu tun ist das in der Regel auch kein Problem. Wo kein Kläger, da kein Richter. Und alle verbotenen Messer, sind für den Outdoorbereich eh uninteressant. Ein Springmesser, das in den Schlamm fällt, funktioniert in der Regel nicht mehr und wer ein Butterfly zum batonieren und schnitzen verwenden möchte ist selbst schuld. Zu Faustmessern sage ich erst gar nichts.